Jede Woche am Mittwoch um die Mittagszeit marschieren Burschenschafter des Wiener Korporationsring in Vollwichs auf der Rampe der Universität Wien auf. Aber warum eigentlich? In dieser Folge geht es um die Geschichte der Unirampe als Ort der politischen Auseinandersetzung, um das antisemitische Siegfriedskopfdenkmal und die Frage, wie Geschichtsschreibung und gesellschaftliche Kämpfe in öffentlichen Räumen ausverhandelt werden.

Literatur:

Andreas Huber: „Kampf um die Couleur. Zur Wiedereinführung des Farbenrechts an Österreichs Hochschulen nach 1945.“, In: Zeitgeschichte 43 (3), Wien: 2016, S. 132-148.

Klaus Taschwer: Hochburg des Antisemitismus. Der Niedergang der Universität Wien im 20. Jahrhundert, Czernin Verlag, 2015.

Die erste Folge des Nestbeschmutzer Podcasts widmet sich der österreichischen Rätebewegung, einem oft vergessenen Kapitel in unserer Geschichte. Zu Unrecht, denn mit hundertausenden Arbeiter:innen und Soldaten, die sich in Räten organisierten, war sie nicht nur eine der massenwirksamsten sozialen Bewegungen in Österreich – sie warf auch grundsätzliche Fragen zu Demokratie und Klassengesellschaft auf, in einer Zeit, in der die politische Zukunft Österreichs noch nicht entschieden war. Beginnend mit dem sozialen Kontext des Ersten Weltkriegs, der die Habsburgermonarchie erschütterte, zeichnet die Episode den Aufstieg und Fall der Arbeiter- und Soldatenräte nach. Wir sprechen über die wichtigsten Ereignisse, wie die Jännerstreiks von 1918 und die revolutionäre Situation bei den Gründonnerstagsunruhen von 1919, über die Gründung der KPDÖ und das Verhältnis der Räte zur Sozialdemokratie. Trotz ihrer vorübergehenden Macht und Einflussnahme auf politische Entscheidungen wurden die Räte letztendlich durch politische Machtkämpfe und institutionelle Umstrukturierungen marginalisiert und aufgelöst. Die Folge stellt auch die Frage nach dem Vermächtnis und der Bedeutung der Rätebewegung für die heutige Zeit.

Timetable:
00:55 Max Adler, Demokratie und Rätesystem
03:13 Räterepubliken Ungarn und Bayern
05:58 Revolutionäres Frühjahr 1919
07:44 Gründonnerstagsunruhen
09:36 Ein Staat neben dem Staat
11:01 Wirkbereiche der Arbeiter:innenräte am Höhepunkt ihrer Macht
15:36 Machtverlust der Räte
16:45 Was ist geblieben?
20:15 Literaturempfehlungen und Verabschiedung

Weiterführende Literatur:

· Hans Hautmann: Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918-1924. Wien: 1987.

· Fritz Keller: Die Arbeiter und Soldatenräte in Österreich 1918-1923. Versuch einer Analyse. (Erstausgabe 1971) Zeitschrift für internationale Solidarität, Wien: 2018.

·Veronika Helfert: Frauen, wacht auf! : Eine Frauen- und Geschlechtergeschichte von Revolution und Rätebewegung in Österreich, 1916-1924. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen: 2021.

· Foltin, Robert: "Revolution und Rätebewegung in Österreich 1818/1919" In: Die Rätebewegung in Österreich: von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie. Kritik & Utopie. Wien: Mandelbaum, 2019.

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